Batak-Kultur auf Samosir im Toba-See

Der Toba-See auf Nord-Sumatra misst 87 x 27 km und ist der größte Kratersee der Erde. Der See mit einer maximalen Tiefe von 500 Metern liegt 900 m über dem Meeresspiegel. Er entstand bei der Explosion des Toba-Vulkans vor ca. 74.000 Jahren. Die großen Mengen der bei dieser Supervulkan-Explosion herausgeschleuderten Aschemassen verdunkelten den Himmel über Jahre weltweit. Dadurch sank die Durchschnittstemperatur um mehrere Grad, und die Ausbreitung der Menschen dieser Zeit soll stark beeinträchtigt worden sein (sog. Toba-Katastrophentheorie).

Im Toba-See liegt die Insel Samosir. Hauptort ist Tuktuk, wo sich viele Unterkünfte aller Preisklassen befinden, täglich mehrmals mit Fähren von Parapat aus erreichbar. Eindrucksvoll sind die Blicke vom See und von Samosir aus auf die Kraterränder rund um den Toba-See. Samosir ist sehr fruchtbar, das Klima ist mild.

 

Die Batak - ein Volk in faszinierender animistischer Tradition

Neben der beeindruckenden Landschaft sind die kulturellen Hinterlassenschaften sehr sehenswert. Die ursprünglichen Bewohner von Samosir sind Batak, und zwar die Toba-Batak. Erst um 1900 wagten sich die Holländer in ihr Gebiet, da die Batak als kriegerische Menschenfresser bekannt waren. Tatsächlich war Kannibalismus üblich. Alle, die die soziale Harmonie störten, wie Verbrecher, Feinde oder Fremde, konnten dem Kannibalismus zum Opfer fallen. Angeblich hat man die Opfer bei lebendigem Leibe zerstückelt ...

Die Batak lebten einen animistischen Glauben, d.h. sie glaubten an die Beseeltheit der Natur. Verstorbene Ahnen konnten Einfluss auf die Lebenden nehmen, deshalb gab es einen ausgeprägten Totenkult. Zauberpriester und Magier kommunizierten mit den animistischen Kräften und den Toten. Sie interpretierten deren Signale, was bei allen Unternehmungen von großer Bedeutung war. So wurden etwa neue Gebäude nur errichtet, wenn die Zeichen günstig standen. - Heute sind die meisten Batak nominell christlich, was ihren animistischen Glauben überdeckt. Den Versuchen, sie zum Islam zu konvertieren, haben sie sich energisch widersetzt. - Bis heute wird von vielen Batak, auch christlichen, am Ahnenkult festgehalten.

 

Typisch für die Batak-Kultur sind große auf Stelzen errichtete Clan-Häuser mit sattelförmig geschwungenen Dächern und aufwändigen Dekorationen im Giebel. Heute sind viele Häuser mit Blechdächern anstatt der ursprünglichen Holzschindeln gedeckt. Die drei Etagen dieser Häuser haben ihre Bedeutung, ähnlich wie bei den Häusern der Minangkabau auf Sumatra oder der Toraya und Konjo auf Sulawesi: Das Untergeschoss der auf Pfählen errichteten Bauten ist profan, hier hält man z.B. Schweine. Das Geschoss darüber beherbergt die Wohnräume der Familie. Und das Dachgeschoss ist der spirituelle Raum der Ahnen. Hier werden aber auch Vorräte gehalten, wenn es kein separates Lagerhaus gibt. Diese Kultur hat viele interessante Skulpturen, Reliefs und Totem-Pfeiler hinterlassen. Die Reliefs zeigen geometrische und abstrahierte Darstellungen, oft in rot-weiß-schwarz gehalten. Häufige Motive sind Büffel (Zeichen der Stärke), Eidechsen (Beschützer des Hauses) und weibliche Brüste (symbolisieren Fruchtbarkeit). Es finden sich auch Darstellungen des Drachens und der Schlange der Unterwelt.

Neben den Clan-Häusern fallen überall auf Samosir die Grabhäuschen auf. Auch sie sind häufig aufwändig dekoriert, wobei sich neben den traditionellen Batak-Motiven auch christliche Symbole wie z.B. Kreuze finden. Viele Batak sind heute erfolgreich fern ihrer Heimat tätig, da sie seit der Christianisierung oft über eine gute Ausbildung verfügen. Sterben sie aber, werden die Toten nicht selten nach Samosir gebracht und dort bestattet. Grabhäuschen in traditioneller oder auch in einfacherer Form werden auch heute noch errichtet. Man findet sie überall auf Samosir. 

 

Sehenswertes auf Samosir

In Siallagan im Ort Ambarita wenige Kilometer westlich von Tuk Tuk sind einige alte wellblechgedeckte Batak-Häuser mit schönen Giebelverzierungen erhalten bzw. rekonstruiert. Vor dem bedeutendsten Haus befindet sich unter einem Baum ein Kreis steinerner Bänke und Stühle und ein Tisch. Hier wurde Rat gehalten und Recht gesprochen. In einem anderen Haus befindet sich ein winziges Museum mit einigen verstaubten Gegenständen. Gegenüber stehen einige der magischen Batak-Stelen vor einem weiteren Gebäude. Hier sind wohl die Siallagan-Herrscher bestattet. Auf dem Platz zwischen den Häusern stehen ein paar eindrucksvolle Steinfiguren.

Ca. 10 km weiter, vorbei an Batak-Gräbern in den Feldern, erreicht die Uferstraße an der Nordspitze Samosirs Simanindo. Links der Straße die christliche Kirche, rechts der Straße ein Huta Bolon, ein traditionelles befestigtes (= umwalltes) Batak-Dorf. Gleich hinter dem Eingang sieht man aufwändige Gräber, einige davon auch mit Kreuzen versehen, und das königliche Langboot. Ein traditionelles Batak-Haus enthält ein kleines Museum mit Fotos, Werkzeugen, Waffen und einigen interessanten Skulpturen. Leider gibt es keine verständlichen Beschriftungen. Dann gelangt man durch ein steinernes, skulpiertes Tor in der Umwallung des Dorfes in den eigentlichen Kern. Bevor man den Platz betritt, passiert man eine der etwas unheimlichen Zauberstelen mit vielen geschnitzten Echsen, auf deren Spitze ein Kopf mit geschlossenen Augen und schwarzem Haar sitzt. Der Platz ist gesäumt von Lagerhäusern rechts und repräsentativen Batak-Häusern links. Vor dem Haupthaus finden täglich außer Sonntag um 10:30 h und täglich um 11:45 h Darbietungen traditioneller Tänze statt, die von 3 Musikanten auf der Empore in der ersten Etage begleitet werden. Höhepunkt ist die Anrufung eines Ahnen aus dem Jenseits, der sich in einer hölzernen Puppe manifestiert. Um dies zu demonstrieren, wird sie mit versteckten Hebeln in Bewegung versetzt. - Ein hölzerner Büffel erinnert daran, dass bei Festen früher zum Schluss immer ein Büffel geopfert wurde.

Nochmal ca. 3 km weiter um die Nordspitze herum liegt Simarmata. Auch hier gibt es ein Huta Bolon mit einigen traditionellen Batak-Häusern, die nicht weiter restauriert wurden. Dort weben noch paar Frauen, aber die Handarbeiten sind nicht billig. Es gibt auch maschinell hergestellte Ware, die uns nicht so gut gefallen hat.

 

Die Weiterfahrt zu den heißen Quellen bei Pangururan kann man sich sparen. Es stinkt nach Schwefel, die Quellen sind zugemüllt und alles ist in einem ziemlichen Unstand.

Man kann die Insel komplett umrunden, allerdings ist die nach Süden um Samosir herum zurück nach Tuk Tuk führende Straße wohl sehr schlecht, und da es in den Vortagen heftig geregnet hatte, riet man uns davon ab.

 

In Tomok, einem ziemlich touristischen Ort wenige Kilometer südlich von Tuk Tuk, gibt es einen sehenswerten Grabbezirk, in dem vor allem das Grab des Königs Sidabutar imponiert. Daneben liegen das Grab seiner Frau sowie weitere Gräber. Unweit davon bilden steinerne Skulpturen einen Kreis. Etwas oberhalb trifft man auf einige traditionelle Batak-Häuser, in einem befindet sich wieder ein kleines, dunkles und verstaubtes Museum. - Der Weg hinauf zu den Gräbern führt durch einen Korridor voller Souvenirgeschäften. - Weiter hinauf kann man über einen Fußpfad in ca. 2 Stunden auf den Berg gelangen, von wo aus sich ein toller Blick über Samosir und den Toba-See bietet.

 


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