Bei den Konjo Gunung

In Tanah Toa, dem ältesten Land der Erde

Auf dem Weg von Bira Richtung Norden nach Sengkiang besuchten wir erst eine Hütte, in der Palmzucker hergestellt wurde, vor allem aber im Bergland Tanah Toa ein Dorf der Konjo Gunung. Wir trafen auf Menschen, die sich ganz in schwarz kleiden, und durften dem Ammatoa, dem spirituellen und weltlichen Leiter des Dorfes, einen Besuch abstatten. Wir konnten einiges über das Leben dieser Menschen erfahren, die ein sehr einfaches Leben im Einklang mit der Natur führen (siehe unten). Auf dem Rückweg trafen wir auf ein Paar, das sich auf die Hochzeit vorbereitete und sich umgeben von Verwandten, Freunden und Neugierigen vor dem Haus fotografieren ließ, in das sie nach der Hochzeit einziehen wollten. Wir waren hoch willkommen!  - Auf der Weiterfahrt hatten wir eine leckere Coto Makassar und später, beobachtet von kichernden Mädchen und einem stolzen Kokosnusspflücker, herrliche Mangos.

Ausführlicheres über die Konjo Gunung in Tanah Toa unter den Bildern.

 

 

Bei den Konjo Gunung, wo alle Menschen gleich sind, immer schwarz tragen und ein einfaches Leben führen

 

Da man im deutschsprachigen Internet nur sehr wenig über die faszinierende Kultur der Konjo Gunung findet, habe ich hier ein paar Informationen aus englischen und indonesischen Internet-Quellen zusammen getragen. Insofern mag die eine oder andere Information nicht korrekt sein. Fundierte Hinweise und Korrekturen nehme ich gerne an.

Die Konjo sind eine Volksgruppe in Süd-Sulawesi, und zwar eine Untergruppe der Buginesen. Während die Küsten-Konjo (Konjo Pesisir) als Seeleute und Konstrukteure der Pinisi-Schiffe hauptsächlich im Bezirk Bulukumba an der Küste um Bira und Tanah Beru leben, trifft man die Konjo Gunung (Gunung = Berg) weiter nördlich im Regenwald der Berge an, wo sie Ackerbau betreiben. Die Sprache der Konjo Gunung hat nur ca. 75% des Wortschatzes mit den Küsten-Konjo gemein, dafür teilen letztere einen großen Teil ihres Wortschatzes mit den Makassaren.

Tanah Toa umfasst eine Gruppe kleiner Dörfer im Kajang District an der Ostküste Südsulawesis. Tanah Toa bedeutet so viel wie: Ältestes Land der Erde, denn die Konjo Gunung glauben, dass es als erstes Land von Turiek Akrakna, dem Schöpfer alles dessen, was ist, geschaffen wurde. Die Dörfer liegen in dichtem Regenwald. Auf freien Flächen um das Dorf herum, teils in größerer Entfernung, werden Reis, Kaffee und anderes angebaut. Die Konjo Gunung leben im Bestreben ihre Umwelt zu erhalten, wie es ihrem Glauben, dem Patutung (Quelle der Wahrheit) entsprícht. Die indonesische Regierung, bzw. die der lokalen Provinz, gewährt den Konjo Gunung mittlerweile den Schutz des Waldes vor dem kommerziellen Holzabbau.

Ein Dorf hat eine Eintrittsbarriere, wo man sich anmelden muss. Es wird durch gepflasterte Hauptwege und Pfade erschlossen, Straßen gibt es keine.

Die Häuser sind einfache dreistöckige palmblättergedeckte Holzkonstruktionen. Alle sind gleich, was dem Neid vorbeugen soll. Und alle sind westwärts ausgerichtet, wie es im Patuntung vorgeschieben ist, der animistischen Weltanschauung der Konjo Gunung. Ein sorgfältig im Wald ausgewählter zentraler Pfahl, der Possi balla (Nabel des Hauses), steht für Geburt und Mutter und ist der Ort, an dem Zeremonien vollzogen werden. Unter dem Giebel, im Dachgeschoss, werden Reis und anderes gespeichert. Im mittleren Geschoss lebt und schläft man, nach Geschlecht getrennt. Die Kochstellen befinden sich nahe des über eine Leiter erreichbaren Eingangs im Osten, wo man auch Gäste empfängt. Der hintere Bereich beherbergt die privateren Räume. Oft ist er auch in der Höhe etwas abgesetzt. Im unteren Geschoss wird gearbeitet, z.B. Weberei betrieben, und man hält dort die Tiere. Der beste Zeitpunkt zum Bau eines Hauses wird mittels eines traditionellen Kalenders (Kutika) bestimmt. - Die Dreistöckigkeit soll die typisch austronesische Kosmologie widerspiegeln: Obere Welt des Wertvollen, ja Heiligen, mittlere Lebenswelt, und profane untere Welt des Arbeitens.

Die Konjo Gunung tragen traditionell vollständig schwarze Kleidung, etwas über knielange Hosen, Sarongs, Kopfband, die sie selbst herstellen. Die schwarze Farbe ist ein Zeichen der Gleichheit aller, Zeichen auch der Einfachheit und Ehrlichkeit, und sie soll an die Zeit vor der Geburt im Dunkel der Gebärmutter und an die Schwärze im Grab nach dem Leben erinnern. Nur besonders kenntnisreiche Personen dürfen auch weiß tragen. Allerdings konnten wir beobachten, dass in die schwarzen Stoffe auch dezente farbige Akzente eingewebt werden, und wir sahen auch junge Leute in Jeans und T-Shirts - vielleicht stammten sie aber nicht aus dem Dorf. - Die Konjo Gunung folgen dem Kamase masea, einer Philosophie des einfachen Lebens, und lehnen jede moderne Technologie auch Elektrizität, ab. Sie gelten offiziell als Muslime, hängen aber tatsächlich einer animistisch-okkultistischen Religion an. Man hört bisweilen, dass sie auch schwarze Magie betreiben, mittels derer sie die bestrafen, die gegen das Patutung verstoßen.

Es gibt keine gesellschaftliche Schichtung, da alle Menschen als gleich angesehen werden. Aber es gibt den Ammatoa (Amma Toa), das Oberhaupt des Dorfes. Er erhält seine Instruktionen von Turiek Akrakna (andere Schreibweise: Turae Ra'na), dem obersten Gott und Schöpfer, und fungiert als Mittler zwischen den Göttern, Geistern, der Natur und den Angehörigen des Dorfes.

Ein neuer Ammatoa wird in einem komplizierten Prozess auserwählt, oder sollte man sagen: Erkannt? Denn es sind Zeichen des Göttlichen, die ihn auszeichnen; so werden Omen befragt, die übereinstimmende Auskunft geben müssen, und der Kandidat muss Mythen rezitieren können, ohne sie vorher gelernt zu haben. - Ein Ammatoa bleibt dies lebenslang.

Wie wir sahen, umgeben den Ammatoa Mitglieder seiner Familie und andere Personen, die sich insofern von den anderen Dorfbewohnern abheben. Was ihre Stellung und Funktionen im Einzelnen angeht, konnte ich nicht herausfinden.

Wir sahen Gräber mit Grabsteinen, aber zu den Bestattungsriten habe ich wenig finden können. Nach dieser indonesischen Quelle werden Verstorbene gewaschen, in Tücher gehüllt und begraben. Dabei wird das Grab für einen der normalen Dorfbewohner nabeltief angelegt, für einen der leitenden brusttief und für einen Ammatoa halstief. Es werden Grabsteine gesetzt, und für einen Ammatoa wird über dem Grab ein Strohdach errichtet. 

 

"Care-care na riek, Pammali juku riek, Tana Koko riek, Balla situju-tuju!
Es reicht zum Leben, wenn wir Kleidung, Essen, ein Reisfeld und ein einfaches Haus haben!"
(Gella Puto, Amma Toa representative, 2001) - Quelle (englisch)

 

Besucher sollten sich anmelden und müssen schwarze Kleidung tragen, zumindest einige schwarze Kleidungsstücke.

 

Letzte Aktualisierung 31.3.2016

 


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